"Hallo, spreche ich mit einem Bot?"
Am anderen Ende der Leitung: Mensch oder Maschine?
Spätestens seit der eindrucksvollen Vorstellung von Google Duplex 2018 ist klar: Ohne einen Hinweis am Anfang einer Konversation wird diese Frage in naher Zukunft nicht mehr eindeutig zu beantworten sein. In diesem Beitrag von Natalie Ferenčik geben wir einen Überblick zu den neuen Vorschritften für die Verwendung künstlicher Intelligenz in Kalifornien.
Was ist ein Bot?
„Bot means an automated online account where all or substantially all of the actions or posts of that account are not the result of a person.“
(Gemäß der gesetzlichen Definition aus dem Senate Bill No. 1001, Chapter 892)
Menschenähnliche Stimmen, ein natürlicher Sprachfluss und prompte Reaktionen auf variable Gesprächsverläufe machen es dem Kommunikationspartner der digitalen Assistenten schwer, zu erkennen, ob sie sich gerade mit einem Menschen, oder einem Bot unterhalten.
Eine unglaublich beeindruckende Entwicklung, die gleichzeitig aber auch ein hohes Maß an Missbrauchspotential mit sich bringt. Aber nicht nur die sprechenden Bots können in der Welt der Algorithmen für Unruhe sorgen: Politisch aktive und meinungsbildende Bots sind bereits jetzt in der Lage Wahlen zu manipulieren oder das Meinungsbild einseitig zu prägen - und das in riesigen Dimensionen. Alleine im Mai diesen Jahres identifizierte Twitter nahezu 10 Millionen automatisierte (Spam-) Accounts und auch Facebook löschte in der Zeit von Oktober 2017 bis März 2018 ganze 1,27 Billionen Fake-Accounts. Doch auch sogenannte Trading-Bots haben es in sich: 2013 brachten allein zwei Bots den Wechselkurs von Bitcoins von 150 auf 1000 Dollar.
Genau aus diesen Gründen verabschiedete der US-Bundesstaat Kalifornien am 28. September 2018 ein Gesetz, das am 01. Juli 2019 in Kraft treten und eben solche Manipulationen verhindern soll. Laut Gesetzestext soll die Vorschrift vor allem den Einsatz der Bots verhindern, die ihre künstliche Identität in der Kommunikation gezielt verbergen, um beispielsweise den Verkauf von Waren zu fördern oder die Abstimmungsergebnisse innerhalb einer Wahl zu beeinflussen.
„This bill would, with certain exceptions, make it unlawful for any person to use a bot to communicate or interact with another person in California online with the intent to mislead the other person about its artificial identity for the purpose of knowingly deceiving the person about the content of the communication in order to incentivize a purchase or sale of goods or services in a commercial transaction or to influence a vote in an election.“
Von dem Gesetz betroffen sind Websites, Apps und digitale Anwendungen die monatlich mehr als durchschnittlich zehn Millionen Nutzer verzeichnen können. Auch die Art und Weise der Offenlegung der künstlichen Identität muss ab dem kommenden Jahr von den Benutzern der Bots mit Bedacht gewählt werden:
„The disclosure (…) shall be clear, conspicuous, and reasonably designed to inform persons with whom the bot communicates or interacts that it is a bot.“
( SB 1001, Section 1, Chapter 6, 17941 (b))
Bots und das Recht auf freie Meinungsäußerung
Das neue Gesetz kommt in Kalifornien allerdings wie gewohnt nicht ohne Widerstand: Einige Netzaktivisten sehen in der Vorschrift eine Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung. Auch der Quellcode, so die Argumentation, stelle eine Form der Rede dar, die vom ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung geschützt sei. Wenn sich die Bots zukünftig als solche zu erkennen geben müssten, würde folglich das Recht der Freien Meinungsäußerung tangiert. Doch das, so der California State Senator Hertzberg, sei nicht das Ziel der neuen Regelung:
„You do have a constitutional right to hide what you’re saying and to be anonymous. You don’t have a constitutional right to falsely represent that one thing is something else. That’s the difference. When the Federalists argued anonymously in The Federalist Papers and didn’t put their names down, fine. They’re anonymous people expressing their ideas. But they didn’t put their names down as somebody else’s name. That’s the difference.“
— Robert Hertzberg, California State Senator
Spannend bleibt, ob die Regelung tatsächlich auch technisch durchgesetzt werden kann und weitere US-Bundesstaaten mit ähnlichen Regelungen nachziehen werden. Bots agieren naturgemäß „under cover“ und lassen sich nur schwer auffinden - gerade das ist eines ihrer Charakteristika die sie für so manchen Stimmungsmacher reizvoll machen. Doch in der Interaktion mit dem menschlichen Individuum wird die Intransparenz zum Konflikt, Transparenz durch gesetzliche Regelungen wie in Kalifornien ist hier somit dringend angeraten.
Für Sprachassistenten wie Google Duplex könnte die Offenbarungspflicht zu dem ein oder anderen Freiton in der Leitung führen - denn nicht jeder spricht gern mit Bots.
Genau das ist aber das Ziel:
„All I want is for the person who has to hear the content to know it comes from a computer“
— Robert Hertzberg, California State Senator
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