Der international aktive Seitensprungvermittler AshleyMadison.com wurde vergangenes Wochenende Opfer eines Hackerangriffs. Nutzerdaten des Fremdgehportals, das mit dem Slogan „Das Leben ist kurz. Gönn' Dir eine Affäre.“ wirbt, wurden online veröffentlicht. Berichten von KrebsOnSecurity zufolge sei das vollständige Ausmaß des Datenverlusts („data breach“) bisher unklar, potenziell sind jedoch rund 40 Millionen User weltweit betroffen. Auch sensible interne Daten der Betreibergesellschaft Avid Life Media (ALM) sowie der verwandten Websites cougarlife.com und establishedmen.com wurden von dem oder den Angreifern mit dem selbstgewählten Pseudonym „The Impact Team“ ins Visier genommen.
ALM-CEO Noel Biderman bestätigte den Vorfall zeitnah und kommentierte, man arbeite fieberhaft daran, die Inhalte aus dem öffentlichen Netz zu nehmen. In einer Erklärung des Impact Team wird als Grund für die Datenveröffentlichung angeführt, dass ALM seine Kunden täusche: Das Unternehmen bewirbt eine „Full Delete“-Option, bei der User ihren Nutzungsverlauf und personenbezogene Daten gegen Gebühr löschen lassen können. Nicht gelöscht wird laut Impact Team jedoch die Bezahlhistorie. In den allermeisten Fällen wird mit Kreditkarte gezahlt, zu deren Besitzer(in) Name und Adresse gespeichert werden – die somit sensibelsten Daten blieben folglich in der Datenbank.
In einer Pressemitteilung vom Folgetag erklärt ALM daraufhin: „Unser Team hat nun die Posts im Zusammenhang mit diesem Vorfall sowie sämtliche online veröffentlichten personenbezogenen Daten unserer Nutzer erfolgreich entfernt“. Die Full-Delete-Option wird den Kunden vor dem aktuellen Hintergrund nun kostenlos angeboten.
Bisher wurde nur kleiner Teil Daten veröffentlicht, die Hacker – die laut Biderman wahrscheinlich aus dem Unternehmensumfeld kommen – verlangen eine Abschaltung der Portale AshleyMadison und EstablishedMen unter Androhung weiterer äußerst delikater Veröffentlichungen aus ihrem Datenbankdump.
Bereits vor zwei Monaten wurde ein ähnliches Portal, AdultFriendFinder, Opfer eines solchen Angriffs. Befürchtungen, AshleyMadison könne es als nächstes treffen, wurden bereits zu diesem Zeitpunkt geäußert. ALM plant gegen Jahresende einen Börsengang in London. Für potenzielle Investoren werden der Vorfall und sein weiterer Verlauf sicher nicht ohne Bedeutung bleiben.
Nach den in den USA geltenden Rechtsvorschriften zum Datenschutz sind Unternehmen nicht verpflichtet, die Sicherheit ihrer Kundendaten zu garantieren. Sie müssen jedoch adäquate Maßnahmen ergreifen, um Hacks und Datenverluste zu verhindern. Darüber hinaus sind sie verpflichtet, Datenlecks sofort staatlichen Behörden und der Öffentlichkeit zu melden („data breach notification“). Sollte ALM gegen seine Verpflichtungen zum Schutz der Sicherheit von Kundendaten verstoßen haben, drohen in den USA neben behördlichen Sanktionen z. B. durch die FTC (siehe unser Beitrag „FTC v. Wyndham“) auch Sammelklagen („class actions“) geschädigter Nutzer.